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Inkontinenz beim Mann: das Wichtigste zur Entstehung und Behandlung

Die Harninkontinenz beim Mann ist ein sehr häufig auftretendes gesundheitliches Problem, das besonders (aber nicht nur) unter Senioren sehr stark verbreitet ist. Lesen Sie nach, wie es zur Entstehung kommt, welche Arten der Inkontinenz es beim Mann gibt und wie sie behandelt werden kann.

Inkontinenz: Sind Sie betroffen?

Kann Urin nicht (immer) willentlich zurückgehalten werden, so spricht man von einer Harninkontinenz. Neben der Harninkontinenz gibt es auch die Stuhlinkontinenz, jedoch wird der Sammelbegriff “Inkontinenz” weitaus häufiger für die Harninkontinenz (engl. urinary incontinence) gebraucht. Oftmals wird die (Harn-)Inkontinenz auch Blasenschwäche genannt. Die sehr unangenehme Erkrankung ist eines der häufigsten Beschwerdebilder, das Patient:innen in die ärztliche Praxis führt. Harninkontinenz kann in jedem Lebensalter auftreten, jedoch steigt die Prävalenz (Häufigkeit) mit zunehmendem Alter deutlich. Für die Altersgruppe der über 70-jährigen zu Hause lebenden Menschen (Männer und Frauen) wurde ein Prävalenz-Mittelwert von etwa 30 Prozent ermittelt (DEGAM 2004). Frauen sind sowohl in jungen als auch in älteren Jahren häufiger betroffen als Männer. Die Inkontinenz kann, oft abhängig von der Ausprägung, massive Auswirkungen auf die Lebensqualität haben und ist häufig mit Tabucharakter und Scham besetzt. All dies trägt dazu bei, dass auch die psychische Gesundheit leidet: Eine Studie, die über 100 Männer und Frauen über 65 einschloss, zeigte, dass Depressionen bei jenen mit Harninkontinenz deutlich häufiger vorkommen als bei den anderen (Sahin-Onat 2014). 

Wichtige Differenzierung: Die unterschiedlichen Arten von Inkontinenz bei Männern

Eine Harninkontinenz hat mannigfaltige Auslöser und Erscheinungsformen. Je nach Symptomatik wird zwischen den folgenden häufigsten Arten unterschieden: Drang-, Belastungs-/Stress-, Misch-, Überlauf-, Reflex-, funktionelle und nächtliche Harninkontinenz. Auch eine überaktive Blase ist eine Form der Inkontinenz. Die Dranginkontinenz beschreibt einen plötzlichen, sehr intensiven Harndrang, der aufgrund der Dringlichkeit zu Urinverlust führt. Die Dranginkontinenz kann mit einem Harnwegsinfekt in Verbindung stehen aber auch mit Fremdkörpern in der Harnröhre oder neurologischen Erkrankungen (AWMF 2021). Die Stress- oder Belastungsinkontinenz bezieht sich auf Urinverlust, der während erhöhtem Druck auf den Bauchraum auftritt, etwa beim Sport, Husten, Niesen oder Lachen. Von einer Mischinkontinenz spricht man dann, wenn die Symptome sowohl einer Drang- als auch einer Stressinkontinenz entsprechen (Pearlman 2020). Zu einer Überlaufinkontinenz kommt es vor allem dann, wenn die Blase nie gänzlich entleert wird und dadurch übervoll ist. Die Reflexinkontinenz wird von Urinverlust ohne vorangehenden Drang gekennzeichnet (z. B. in Zusammenhang mit einer neurologischen Erkrankung), funktionelle Inkontinenz von Urinverlust aufgrund von körperlicher Einschränkung oder Hindernissen (z. B. rascher Gang zur Toilette nicht möglich) und die nächtliche Inkontinenz von Urinverlust während des Schlafens (Pearlman 2020).

Was sind die Ursachen für die Inkontinenz?

Die Ursachen und Risikofaktoren für die Entstehung der Beschwerden sind mannigfaltig. Neben dem Alter, das als entscheidender Risikofaktor gilt, sind etwa auch Belastungen wie häufiges Heben oder Übergewicht mögliche Ursachen für die Inkontinenz - dies gilt für Frauen sowie für Männer. (Nach dem 80. Lebensjahr sind beide Geschlechter gleichermaßen von Harninkontinenz betroffen; Gibbs 2007). Daneben können eine Vielzahl von Erkrankungen die Harninkontinenz begünstigen: neben Harnwegsinfekten (Blasenentzündung), Blasensteinen oder Verstopfung können auch Diabetes mellitus Typ 2, Herzinsuffizienz oder neurologische Erkrankungen (z. B. Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Demenz) Auslöser sein. Auch bestimmte Medikamente bzw. -kombinationen können ursächlich für die Inkontinenz sein, darunter etwa Diuretika, Beta-Blocker, ACE-Hemmer oder Antidepressiva. Kommt es zu einem sehr plötzlichen Auftreten der Harninkontinenz könnten auch akute Erkrankungen wie Bandscheibenvorfall oder Schlaganfall (AWMF 2021). Bei Männern können zurückliegende Prostata-Operationen oder -Erkrankungen (z. B. Prostata-Vergrößerung) häufige Gründe dafür sein, warum eine Inkontinenz entsteht (Irwin 2019).

Wie wird die Inkontinenz diagnostiziert?

Das ärztliche Gespräch, am besten bei Fachärzt:innen für Urologie, gibt die allerwichtigsten Hinweise: Berichten Patienten von ungewolltem Harnverlust, dann ist die Diagnose in der Regel klar. Was allerdings weiter abzuklären ist, sind die möglichen Ursachen der Inkontinenz und die Art der Inkontinenz. Ein Verdacht ob der Art der Inkontinenz ergibt sich meist schon aus der Schilderung der Symptome und Auslöser, die häufig anhand gezielter Fragen erörtert werden (Pearlman 2020). Essenziell ist die Erhebung der Krankengeschichte sowie der eingenommenen Medikamente, da bestimmte Erkrankungen und Arzneimittel eine Harninkontinenz stark begünstigen können. Bei Bedarf kann eine Urinanalyse (Streifentests oder noch genauer: Urinkultur) Harnwegsinfektionen, eine Glucosurie (zu hohe Zucker-Ausscheidung im Urin) oder eine Mikrohämaturie (Blut im Urin) feststellen oder ausschließen (AWMF 2021).

Um festzustellen, ob anatomische Gegebenheiten eine Ursache für die Inkontinenz sind, erfolgt bei Bedarf auch eine Untersuchung der Prostata (Chapple 2005). Im Rahmen der frühen Behandlung kann auch ein “Blasentagebuch” (Miktionstagebuch) ein sehr sinnvolles Diagnose-Hilfsmittel sein: Durch die Aufzeichnung von Symptomen, Häufigkeit, Harndrangstärke und anderer Parameter (z. B. Flüssigkeitsaufnahme) kann so eine relativ objektive Bestandsaufnahme über einen gewissen Zeitraum (meist über zumindest drei Tage hinweg) erfolgen. Auch eine urodynamische Untersuchung kann sehr sinnvoll sein: Sie umfasst die Blasendruck-, die Harnstrahl- und die Harnröhrendruckprofilmessung (AWMF 2021). Häufig umfasst die körperliche Untersuchung auch einen neurologischen Check (z. B. Gang und Gleichgewicht), ein Abtasten des Bauchraums, der Extremitäten und der Genitalien (Pearlman 2020). Einen genaueren Blick auf die Blase ermöglicht der Ultraschall.

Wie wird die Inkontinenz behandelt?

Die drei Säulen der Therapie sind Lebensstil-Veränderungen, medikamentöse Therapie und chirurgische Eingriffe (Irwin 2019, Pearlman 2020). Das wichtigste Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität und die Ausschaltung möglicher die Inkontinenz verursachende Faktoren. 

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