Für alle Männer

Verhütungsberatung beim Frauenarzt: Das sollten Sie wissen

Die Wahl der besten Verhütungsmethode ist sehr individuell. Hormonell oder hormonfrei? Kondom oder Spirale? Vor- und Nachteile müssen jedenfalls gut gegeneinander abgewogen und in der gynäkologischen Verhütungsberatung besprochen werden.

Verhütungsmittel und Pearl-Index erklärt 

Die Wahl der individuell besten Verhütungsmethode ist nicht einfach. Viele Faktoren spielen bei der Entscheidung mit, weshalb bei der Wahl bzw. bei der Umstellung des Verhütungsmittels ein gynäkologisches Beratungsgespräch dringend anzuraten ist. Prinzipiell sollten moderne Verhütungsmethoden sowohl Sicherheit als auch den medizinischen Anforderungen gerecht werden und auch den Wünschen und Bedürfnissen der Sexualpartner:innen entsprechen. Es steht eine Vielzahl an Verhütungsmitteln zur Verfügung, folglich kann man davon ausgehen, dass es das optimale Verhütungsmittel, das für jeden Menschen passt, nicht gibt. Prinzipiell sollte die gewählte Methode zuverlässig wirken - Stichwort Pearl-Index - als auch sicher sein bei gleichzeitig keinen oder nur geringen Nebenwirkungen. Zusätzlich sollte es leicht anwendbar und gut steuerbar sein und auch beim Geschlechtsverkehr nicht stören. Nach Aussetzen der Verhütung, wenn dann doch ein Kinderwunsch besteht, sollte es auch keine Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit geben. Der Pearl-Index gibt an, wie sicher und zuverlässig eine Verhütungsmethode ist: Er wird jeweils bezogen auf 100 Frauen berechnet, die das entsprechende Verhütungsmittel verwenden. Ein Index von 1 bedeutet, dass pro Jahr eine von diesen 100 Frauen schwanger wird (Pearl 1933). 

Eisprung & Co.: So funktioniert der weibliche Zyklus

Der weibliche Menstruationszyklus beginnt am ersten Tag der Monatsblutung, die auch Periode oder Menstruation genannt wird. Zu diesem Zeitpunkt wird die Gebärmutterschleimhaut aus der Gebärmutter abgestoßen und durch die Scheide ausgeschieden. Der weibliche Zyklus wird von einem komplexen hormonellen Zusammenspiel gesteuert - u. a. Östrogen und Progesteron sind hier stark beteiligt. Im Durchschnitt dauert der weibliche Zyklus 28 Tage, wobei er von Frau zu Frau variiert. Zyklen zwischen 21 und 35 Tagen gelten als normal. Die Blutungsdauer beträgt drei bis sieben Tage - wobei Dauer und Stärke vollkommen individuell sind. Wenn die Periode zum ersten Mal eintritt, ist sie häufig noch unregelmäßig. Das ist völlig normal und der Zyklus braucht eine gewisse Zeit, bis er sich einpendelt. 

Nach der Monatsblutung beginnt die sogenannte Follikelphase. In dieser Phase bereiten die Eierstöcke eine Eizelle vor, um sie anschließend freizugeben. Die Hormone, die zu dieser Zeit freigesetzt werden, regen die Gebärmutter dazu an, die Schleimhaut, auch Endometrium genannt, auf die Eizelle und deren Einnistung vorzubereiten. Nach durchschnittlich zwei Wochen ist die Eizelle genug gereift, und es kommt zum sogenannten Eisprung (Ovulation). Der Eisprung bildet in etwa die Mitte des Zyklus und findet im Schnitt zwei Wochen nach dem ersten Tag der Blutung statt - auch dies ist jedoch abhängig von Zykluslänge und -regelmäßigkeit sehr individuell. Bei der Zeit kurz vor dem Eisprung bis zum tatsächlichen Eisprung spricht man von den “fruchtbaren Tagen”. Wird in diesem Zeitfenster die Eizelle von einer Spermienzelle befruchtet, kann sie sich in die vorbereitete Gebärmutterschleimhaut einnisten und ein Fötus reift heran. Wird die Eizelle nicht befruchtet, so wird die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut nicht mehr gebraucht und (wie auch die Eizelle) im Zuge der nächsten Monatsblutung abgestoßen. In den Tagen vor der Blutung kann es auch zu Krämpfen, Schmerzen und Stimmungsschwankungen kommen. Dafür ist das sogenannte Prämenstruelle Syndrom (PMS) verantwortlich (Brandes 2019). 

Wie funktionieren Verhütungsmittel?

Allgemein verhindern Verhütungsmittel, dass es zu einer Befruchtung der Eizelle durch Samenzellen kommt - dies wird durch unterschiedliche Mechanismen erreicht. Es gibt viele Anforderungen an Verhütungsmethoden: Sie sollten absolut zuverlässig und sicher sein und nur wenige Nebenwirkungen aufweisen. Die Art und Weise, wie eine Schwangerschaft verhindert wird, hängt stark von der Art der Verhütung ab. Prinzipiell unterscheidet man chemische, hormonelle, mechanische, natürliche, operative und Notfall-Verhütungsmethoden, wobei manche Verhütungsmittel zu mehreren Kategorien zählen können. Ein Beispiel: Die “Pille danach” ist zum einen eine hormonelle Verhütungsmethode und zum anderen eine Notfallverhütung. Jeder Verhütungsmethode wird auch ein Pearl-Index zugewiesen. Dieser gibt Auskunft darüber, wie sicher und zuverlässig ein Verhütungsmittel ist.

Die “Pille für den Mann” 

Für Frauen gibt es vielfältige Verhütungsmethoden, während sich die Auswahl für Männer lediglich auf zwei relevante Methoden beschränkt: das Kondom und die Durchtrennung der Samenleiter (Vasektomie). (Der Coitus interruptus ist keine Verhütungsmethode und gilt als sehr unsicher. Coitus interruptus bedeutet, dass der Geschlechtsverkehr vor der Ejakulation unterbrochen wird.) Werden die Samenleiter durchtrennt, so ist dies eine endgültige Entscheidung und kann nicht rückgängig gemacht werden. Kondome hingegen sind nur dann hochwirksam, wenn sie auch wirklich korrekt angewendet werden. Aus diesem und anderen Gründen - etwa um die “Verhütungsverantwortung” gerechter zu verteilen - wird der Wunsch nach neuen Verhütungsmethoden für Männer immer größer. Derzeit sind vor allem hormonelle Methoden (“Pille für den Mann”) in der klinischen Forschung am weitesten fortgeschritten. Man geht davon aus, dass diese im nächsten Jahrzehnt auf den Markt kommen. Die hormonelle Verhütung für Männer basiert (wie die “Pille” für die Frau) auf einer Zusammensetzung von Geschlechtshormonen: Androgen und Gestagen. Die kurzfristige Sicherheit der hormonellen männlichen Empfängnisverhütung konnte in Studien bereits nachgewiesen werden. Zu den Nebenwirkungen zählten laut bisherigen Studien vor allem Gewichtszunahme, Akne, Stimmungsschwankungen und Veränderungen in der Libido (Abbe 2020, Amory 2016). 

Wie wird das richtige Verhütungsmittel ausgewählt?

Jeder Mensch hat andere Anforderungen an ein Verhütungsmittel. Im Allgemeinen sollte die passende Verhütungsmethode sicher und zuverlässig wirken, leicht anzuwenden sein und nur wenige bis gar keine Nebenwirkungen aufweisen. Wichtig bei der Wahl des Verhütungsmittels ist die Frage, auf welche Eigenschaften man den größten Wert legt: z. B. Anwendungsfreundlichkeit, mögliche Nebenwirkungen oder Pearl-Index, der angibt, wie zuverlässig ein Verhütungsmittel ist. Wichtige Faktoren bei der Entscheidungsfindung sind auch etwaige Vorerkrankungen oder andere Lebensumstände, die einzelne Verhütungsmittel vielleicht ausschließen. Persönliche Präferenzen (z. B. hormonfreie versus hormonelle Verhütung) spielen natürlich eine wichtige Rolle. Ein Gespräch mit dem Partner kann ebenso dabei helfen, gemeinsam die passende Verhütungsmethode zu wählen. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass ein Verhütungsmittel immer gewechselt werden kann. Steht ein solcher Wechsel im Raum, sollte zunächst immer ein gynäkologisches Beratungsgespräch in Anspruch genommen werden.

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