Diabetes Typ 2 behandeln: Diese Medikamente und neuen Therapien helfen
Welche Medikamente gibt es zur Behandlung von Diabetes Typ 2? Was ist Ozempic und ist es für mich geeignet? Gibt es Alternativen? Dr. Philipp Sternbach gibt Antworten.
Artikel von Dr. Philipp Sternbach, Allgemeinmediziner bei haelsi und Notarzt
Wenn erst einmal die Diagnose Diabetes mellitus Typ 2 gestellt wurde, sind viele Patient:innen erstmal geschockt. Viele sind unsicher, ob oder welche Umstellungen im Lebensstil nun geschehen müssen, wie es mit Insulin-Injektionen aussieht, oder wie oft der Blutzucker gemessen werden muss. Die gute Nachricht: Rechtzeitig erkannt, können schlimme gesundheitliche Folgen verhindert werden. Doch wie wird die Diagnose überhaupt gestellt?
Diabetes Typ 2: Ab wann ist der Blutzucker zu hoch? Wie erfolgt die Diagnose?
Bei der Diagnose Diabetes Typ 2 handelt es sich oft um einen Zufallsbefund im Rahmen einer Routine-Blutabnahme. Viele Patient:innen wissen nichts von ihrer Erkrankung und fallen sprichwörtlich aus allen Wolken. Der Blutwert, der hierbei angeschaut wird, ist der sogenannte HbA1c, welcher die Zuckerreste an den einzelnen roten Blutkörperchen widerspiegelt.
Ab welchem Blutzuckerwert (HbA1c) ist es Prädiabetes?
Dabei spricht man ab einem Wert von 5,7 - 6,4 % bzw. 39-47 mmol/mol vom sogenannten Prädiabetes. Prädiabetes ist eine Vorstufe von Diabetes Typ 2 (Mehr dazu hier). In diesem Fall besteht die weitere Therapie in erster Linie aus Lebensstil-Modifizierungen, d. h. mehr Bewegung und gesünderer Ernährung. Weiters ist es unerlässlich, die Blutwerte regelmäßig (alle 3-6 Monate) zu kontrollieren.
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Ab welchem Blutzuckerwert (HbA1c) ist es Diabetes?
Ab einem HbA1c von ≥6,5 % bzw. 48 mmol/mol ist dann von einem manifesten Diabetes mellitus die Rede. Je nach Ausmaß der Erkrankung können dann mehrere therapeutische Optionen ausgelotet werden.
Diabetes Typ 2: Welche Medikamente gibt es und wie wirken sie?
Die medikamentöse Therapie der Wahl sind die sog. oralen Antidiabetika, welche sich wiederum in mehrere Subklassen aufteilen lassen. Dabei wird als Erstes immer eine Therapie mit Metformin begonnen. Im Wesentlichen soll dieses Medikament die Zellen animieren, mehr Zucker aufzunehmen, was in weiterer Folge den Blutzuckerspiegel senkt.
Bei ausbleibender Wirkung kann die Therapie um andere Wirkstoffklassen erweitert werden. Auf alle einzugehen würde hier den Rahmen sprengen, jedoch sind zwei besonders hervorzuheben:
1. Die Gruppe der SGLT-2-Inhibitoren, welche in den letzten Jahren einen zunehmenden Stellenwert in der Behandlung von Diabetes, aber auch Nieren- bzw. Herzschwäche einnehmen. Diese Medikamenten-Gattung erhöht die Ausscheidung von Zucker im Urin, weswegen der Blutzuckerspiegel im Allgemeinen sinkt.
2. Eine weitere Gruppe, die insbesondere medial sehr viel Aufmerksamkeit geerntet hat, sind die GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Wirkmechanismus hierbei ist im Grunde eine verzögerte Magenpassage und Unterdrückung von Hungergefühlen. Dabei kann es neben einer Reduktion des HbA1c zu einem Gewichtsverlust kommen (gewollt oder nicht). Ein Medikament aus dieser Gruppe ist das in den Medien oft genannte “Ozempic” (mehr dazu unten).
3. Sollten orale Medikamente nicht ausreichen, um den Blutzucker gut einzustellen, so muss die Therapie um Insulin-Injektionen erweitert werden. Diese werden je nach Nahrungsaufnahme dosiert.
Viele Folgeschäden: Darum muss Diabetes unbedingt korrekt behandelt werden
Die Folgen einer unzureichenden Therapie bei Diabetes zeigen sich meist nach einigen Monaten bis Jahren: Ein unbehandelter oder unzureichend behandelter Diabetes kann mit der Zeit zu schwerwiegenden Durchblutungsstörungen, Wundheilungsstörungen, neurologischen Schäden und vielen weiteren Folgeerkrankungen führen.
Selbst bei ausreichender Therapie-Einstellung ist es wichtig, zumindest jährliche ärztliche Diabetes Kontrollen (z. B. bei Internist:innen, Diabetolog:innen) durchführen zu lassen, denn nur so können etwaige Folgeerscheinungen wie Schäden an Blutgefäßen, chronische Wunden, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Verlust der Nervenleitfähigkeit erkannt und verhindert werden.
Hype um Diabetes Medikament “Ozempic” wegen Abnehm-Effekt
Der “Abnehmeffekt” der GLP-1-Rezeptor-Agonisten hat in jüngerer Vergangenheit zu einem regelrechten Hype um die “Abnehmspritze” Ozempic geführt. Das ging so weit, dass die Herstellerfirma seit über einem Jahr große Lieferschwierigkeiten hat. Trotz mehrfachen Aufrufen an die Bevölkerung, den Diabetiker:innen den Vortritt für dieses Medikament zu lassen, gibt es leider noch immer viele Leute, die ohne begründete Indikation Ozempic zum Abnehmen nutzen, während Patient:innen mit dringendem Bedarf “leer” ausgehen.
“Saxenda” als wirkvolle Abnehm-Alternative zu “Ozempic”
Der Hersteller hat inzwischen reagiert und ein alternatives Präparat namens Saxenda vermehrt nach Österreich liefern lassen, welches einen ähnlichen Wirkstoff wie Ozempic besitzt, jedoch täglich angewendet werden muss. Weiters ist es rein für die Behandlung von Adipositas zugelassen. So soll sichergestellt werden, dass die Patient:innen, welche auf eine ähnliche Therapie im Rahmen von Diabetes mellitus angewiesen sind, weiterhin an ihre Medikamente kommen können.
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