Hoher Blutdruck (Hypertonie): Symptome, Diagnose, Behandlung

Spitzenreiter unter den Erkrankungen in Österreich: der hohe Blutdruck, auch Hypertonie genannt. Wie der Bluthochdruck entsteht, erkannt wird und warum er unbedingt behandelt werden muss lesen Sie hier.

Häufige Erkrankung mit hohem Risiko

Bluthochdruck ist eine der meistverbreiteten Erkrankungen weltweit. In vielen Ländern, darunter Österreich und Deutschland, führt er die Statistik der häufigsten Erkrankungen an: In Deutschland litten im Jahr 1998 ein Drittel aller Erwachsenen an Bluthochdruck (DEGAM 2018). Als solch häufig vertretene Erkrankung verursacht die Hypertonie enorme Kosten für die Gesundheitssysteme und damit für die Allgemeinheit. Ein zu hoher Blutdruck ist einer der bedeutendsten Risikofaktoren für kardiovaskuläre (=Herz-Kreislauf-)Erkrankungen (Wermelt 2017). 

Was ist eine essentielle Hypertonie?

Man unterscheidet zwischen der primären und sekundären arteriellen Hypertonie: Die allermeisten Fälle (95 Prozent) von Bluthochdruck lassen sich in die Kategorie der primären arteriellen (=essentiellen) Hypertonie einordnen. Die Ursachen für diese Form der Hypertonie sind mannigfaltig und noch nicht zur Gänze bekannt. Häufig jedoch ist die essentielle Hypertonie mit dem Lebensstil, besonders mit Übergewicht und Bewegungsmangel, assoziiert. Nur bei rund 5 Prozent liegt eine sekundäre Hypertonie mit klar identifizierbarer Ursache (z. B. Vorerkrankungen) vor. 

Welcher Blutdruck gilt als normal und ab wann ist er zu hoch?

Ein normaler Blutdruck liegt bei unter 129/84 mmHg (optimal sind Werte bis 120/80). Als Bluthochdruck gilt ein wiederholt gemessener Wert ab 140/90 mmHg (Wermelt 2017), wobei die Einschätzung eines gesunden Blutdrucks je nach Alter und Risikoprofil leicht variieren kann. Die Ermittlung des “realen” Blutdrucks ist nicht immer einfach, da es zu starken Schwankungen je nach Messsituation kommen kann: Beispielsweise werden in ärztlichen Praxen oftmals deutlich höhere Werte gemessen als in Ruhe zuhause (s. g. “Weißkittel-Effekt” oder “Weißkittel-Hypertonie”). Nicht nur aus diesem Grund sollte die Hypertonie niemals nur an einem oder zwei isoliert gemessenen Werten diagnostiziert werden. Regelmäßige Messungen zuhause bzw. eine Langzeit-Blutdruckmessung (über 24 Stunden) bei entsprechendem Verdacht sind wichtig, um ein gutes Gesamtbild zu erhalten. Auch die umgekehrte Variante ist möglich: Betroffene weisen bei der ärztlichen Messung einen normalen Blutdruckwert auf, haben in anderen Settings jedoch einen zu hohen Blutdruck - man spricht dann von einer “maskierten Hypertonie”. Diese ist besonders gefährlich, da der Bluthochdruck so tendenziell sehr lange Zeit unerkannt und in Folge auch unterbehandelt bleibt. Währenddessen steigt das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Akut-Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt) im Stillen an.

Wie Sie Ihren Blutdruck korrekt zuhause messen, lesen Sie hier.

Was sind die Ursachen für hohen Blutdruck?

Ein zu hoher Blutdruck kann die Folge einer anderen Erkrankung sein (sekundäre Hypertonie), weit häufiger jedoch kann er auf keine einzelne konkrete Ursache zurückgeführt werden (essentielle Hypertonie). Als an der Entstehung von essentieller Hypertonie beteiligt gelten bestimmte Lebensstilfaktoren wie Fettleibigkeit, Bewegungsmangel, Rauchen, erhöhter Alkohol- und Salzkonsum und chronischer Stress. Auch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung und Lärm können mitschuld an der Entstehung des Bluthochdrucks sein (Fuks 2017). Daneben können auch Immunmechanismen und systemische Entzündungen eine Hypertonie begünstigen (Drummond 2019) - hier zu nennen sind z. B. Parodontitis (Infektion des Gewebes um die Zähne und des Kieferknochens) (Muñoz 2020) und Darmgesundheit. Da die Erkrankung also von unterschiedlichsten Faktoren beeinflusst wird, ist es besonders sinnvoll, an jenen Stellschrauben zu drehen, die selbst beeinflusst werden können. Wichtige Lebensstilmodifikationen in dieser Hinsicht sind Gewichtsreduktion (sofern Übergewicht besteht), mehr Bewegung, Rauchstopp, gesunde Ernährung und die Reduktion von Salz- und Alkoholkonsum (Kokubo 2019) sowie Stress. 

Symptome: Wie erkenne ich hohen Blutdruck?

Bluthochdruck bleibt in vielen Fällen sehr lange symptomlos - besonders dann, wenn die Werte nur mäßig erhöht sind, bemerken Betroffene ihre Erkrankung oft nicht. Das macht sie aber nicht weniger gefährlich. Der Blutdruck steigt “leise” an und damit das Risiko für weitere bzw. akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zeigen sich doch Symptome, so handelt es sich dabei häufig um Kopfschmerzen, Gesichtsrötung, Ohrensausen, Nasenbluten, Brustschmerz, Luftnot oder Tagesmüdigkeit (Wermelt 2017). Bei diesen Anzeichen sollte dringend eine hausärztliche oder internistische Praxis aufgesucht werden und, sofern Messgerät vorhanden, selbstständig kontrolliert werden. Bei hohen Blutdruckwerten kann eine umgehende medikamentöse Therapie dringend notwendig sein. Wenn Sie ein adäquates Blutdruckmessgerät (mit Oberarmmanschette) zuhause haben, so ist es eine sehr gute Idee, bereits vor dem Arztbesuch Buch zu führen und eine Liste mit den selbst gemessenen Werten (am besten 3x täglich in Ruhe) zum ärztlichen Gespräch mitzubringen. 

Wie wird Bluthochdruck diagnostiziert?

Die Diagnose eines manifesten Bluthochdrucks erfolgt anhand von mindestens zwei entsprechenden Messungen in der ärztlichen Praxis - bei Werten ab 140 mmHg systolisch und/oder mindestens 90 mmHg diastolisch (Wermelt 2017). Da die Werte stark schwanken können und der s. g. “Weißkittel-Effekt” für falsch-hohe Messungen verantwortlich sein kann, ist es dringend empfohlen, ergänzende Messungen durchzuführen. Dies ist z. B. mittels Langzeit-Blutdruckmessung (über 24 Stunden) oder regelmäßiger Messungen zuhause möglich (Williams 2018). So kann ein Durchschnittswert ermittelt werden, der die wichtigste Basis für die Behandlungsentscheidung bildet. Wichtiger Teil der Diagnose ist auch der Ausschluss einer sekundären Hypertonie. Ergänzende Labordiagnostik (z. B. Nüchternglukose, Nüchterntriglyzeride, Cholesterinwerte und Urinanalyse) kann dabei behilflich sein.

Wie wird hoher Blutdruck behandelt?

Die Behandlung (und Prävention) von essentiellem Bluthochdruck basiert vor allem auf gesunden Lebensgewohnheiten, wie beispielsweise gänzlicher Rauchstopp, das Erreichen bzw. Halten des empfohlenen Körpergewichts und reduzierter Salz- und Alkoholkonsum (Brouwers 2021). In einigen Fällen reichen diese beschriebenen Maßnahmen sogar aus, um einen bereits diagnostizierten Bluthochdruck erfolgreich auf ein normales Niveau zu bringen. Sollte eine medikamentöse Therapie notwendig sein, so kommen verschiedenste Medikamentengruppen in Frage. Grundsätzlich gilt: Je höher der Blutdruck, das kardiovaskuläre Gesamtrisiko und das Alter, desto mehr kardiovaskulären Ereignissen (z. B. Herzinfarkt) kann durch gezielte medikamentöse Behandlung vorgebeugt werden (Chobanian 2017, Wermelt 2017).

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